Kill Your Darlings – Figuren fusionieren

Immer wieder lese ich, wie sehr Autor*en/innen ihre Figuren und ihre Geschichte lieben. Das freut mich einerseits, auf der anderen Seite lässt es meine Alarmglocken schrillen. Wieso mich diese unschuldige Aussage alarmiert? Weil es sein kann, dass sie ihre Figuren so sehr lieben, dass sie nicht sehen, dass manche von ihren Lieblingen ihre Geschichte unnötig verschlechtern.
Wie es sein kann, dass die eigenen Lieblinge einer Geschichte schaden? Weil sie redundant sind.
Die Wahrheit ist, dass nicht jede Figur relevant für die eigene Geschichte ist (ausgenommen von dieser Regel sind natürlich Hauptfiguren wie Protagonisten/innen sowie Liebesinteressen, Mentoren/innen und Antagonistinnen). In jedem Roman gibt es Neben- oder Randfiguren, die mehr oder weniger wichtige Aufgaben in der Geschichte haben und entweder mehrfach oder nur ein einziges Mal vorkommen. In der Regel gilt: Sie haben so lange eine Daseinsberechtigung, wie sie den Plot vorantreiben. Trotzdem passiert es auch den besten Autoren/innen immer wieder, dass sie zu viele tolle Figuren kreieren und gar nicht mehr wissen, wie, wo und wann sie diese alle unterbringen sollen. Wenn noch dazukommt, dass die Hälfte von ihnen eigentlich gar keine Rolle im Plot spielen, ist das eine sehr ungünstige Ausgangslage.
Und wie löst man dieses Problem?
Hier kommt der Schreibtipp „Kill your darlings“ – „Töte/Lösche deine Lieblinge“ ins Spiel.
Figuren zu löschen klingt erst einmal hart, ist aber meist die einzige Möglichkeit, um der Geschichte Luft zum Atmen und damit Platz zum Entfalten zu geben. Das heißt natürlich nicht, dass ihr jede einzelne Figur, die keinen Einfluss auf den Plot hat, streichen müsst, eher im Gegenteil. Manchmal reicht es schon, zwei oder mehr Figuren mit ähnlichen Persönlichkeiten und ähnlichen Beiträgen zur Geschichte zu fusionieren. Dadurch geht euch keine vollständig verloren, aber es tut der Geschichte gut und befreit sie von unnötigem Ballast.