Schwangerschaft klischeefrei und realistisch darstellen – Herausfinden, dass man schwanger ist

Egal ob in einem Buch, einer Serie bzw. einem Film oder in Gesprächen mit anderen Personen, wir alle sind ihnen schon einmal irgendwo begegnet: Klischees über den Beginn und die Symptome einer Frühschwangerschaft.

Klassischerweise weiß die Frau in den meisten Fällen nicht, dass sie schwanger ist, und findet es aufgrund von Übelkeit, Stimmungsschwankungen, Geschmacksveränderungen oder Heißhunger heraus oder wird von einer außenstehenden Person darauf hingewiesen, dass sie zugenommen hätte. Manchmal ist ihre Periode auch einfach nur ein paar Tage überfällig, weswegen sie einen Schwangerschaftstest macht, der eigentlich immer positiv ausfällt.

Das Schöne an dieser Darstellung in den verschiedenen Medien ist, dass jede*r sofort weiß bzw. versteht, was gerade passiert, da diese klischeehaften Darstellungen jede*m/r bekannt sind. Aber wie sieht es eigentlich in der Realität aus?

Natürlich gibt es die oben beschriebenen Szenarien auch hier, schließlich sind die Klischees nicht irgendwoher gekommen, aber in den meisten Fällen erfährt eine Frau von ihrer Schwangerschaft durch einen gezielten Schwangerschaftstest, den sie aus den unterschiedlichsten Gründen macht oder bei einer gynäkologischen Untersuchung.

Der strittige Punkt bei dieser Art der Darstellung von Frühschwangerschaften ist auch nicht der positive Schwangerschaftstest, schließlich ist er eines der wenigen verlässlichen medizinischen Mittel, um eine Schwangerschaft frühzeitig festzustellen, sondern die Fokussierung auf einzelne ausgewählte Symptome oder Szenarien. Warum das problematisch ist? Diese Dinge stellen in den meisten Fällen nur einen kleinen Teilbereich der Realität dar und das führt dazu, dass Personen, die von dieser Darstellung nicht abgebildet werden, sich nicht zugehörig und im schlechtesten Fall nicht repräsentiert fühlen.

Frühschwangerschaften und Schwangerschaften allgemein sind so individuell wie wir Menschen, wenn nicht sogar noch mehr, da sich die Symptome von Schwangerschaft zu Schwangerschaft verändern können. Sich also auf ein paar wenige spezifische Symptome und Szenarien als Konsens zu versteifen, ist hochgradig schwierig und leider auch gefährlich. Schließlich genießen wir leider noch immer nicht alle denselben Bildungsgrad und sind auch nicht alle genau gleich aufgeklärt worden.

Wenn also das Vorurteil vorherrscht, dass eine Frühschwangerschaft immer mit Übelkeit und Geschmacksveränderungen einhergeht, kann das dazu führen, dass viele Schwangere denken, sie seien gar nicht schwanger, da sie überhaupt keine Symptome haben, ergo auch nicht schwanger sein können. Auch das gegenteilige Szenario kann der Fall sein: Eine Schwangere, die aufgrund eines Schwangerschaftstests und einer gynäkologischen Untersuchung weiß, dass sie schwanger ist, kann aufgrund fehlender Symptome glauben, dass irgendwas nicht stimmt und sich dadurch unnötig Sorgen machen und in Panik verfallen.

Deswegen ist es umso wichtiger, dass wir uns von der einseitigen und klischeehaften Darstellung von Frühschwangerschaften und dem Herausfinden, dass man schwanger ist, verabschieden und eine wesentlich repräsentativere wählen. Aber wie genau geht das?

Zuallererst sollte man sich, gemäß dem Fall man war selbst noch nie schwanger oder hat als Partner*in eine Schwangerschaft aus nächster Nähe miterlebt, informieren, welche frühschwangerschaftlichen Symptome es noch gibt und sich im Freund*es/innen- und Bekannt*en/innenkreis umhören, wie die Frühschwangerschaften dort abgelaufen sind. Ansonsten gibt es auch einen Haufen an Internetforen, die in den meisten Fällen öffentlich einsehbar sind, ohne dass man sich registrieren muss. Dort findet man die unterschiedlichsten Fragen zu Symptomen und Wehwehchen und im besten Fall direkt ein Gegenbeispiel zu dem, was eine einzelne Frau schildert.

Ansonsten findet sich hier eine kleine (wahrscheinlich unvollständige Liste) an Symptomen, die in der Frühschwangerschaft allein oder in Kombination auftreten können, aber nicht müssen und weiterhin vollkommen individuell ausfallen können:
  • Übelkeit
    • ob nur am Morgen, am Abend, mittags oder den gesamten Tag über bzw. nur nach den Mahlzeiten, nur einen bis wenige Tage andauernd oder Wochen und Monate überdauernd
  • Geschmacksveränderungen
    • Saures schmeckt plötzlich seifig, Salziges aus unerfindlichen Gründen bitter, einzelne Lebensmittel schmecken anders, während andere noch ganz normal wahrgenommen werden, alles schmeckt komisch oder nach nichts, ebenfalls nur kurz auftretend oder ein dauerhaftes Phänomen
  • Heißhunger
    • ob auf bestimmte Lebensmittel, zu einzelnen Tageszeiten, allgemein oder begleitet von Übelkeit, nur an einem einzelnen Tag oder wochenlang
  • Stimmungsschwankungen
    • Gereiztheit, allgemeine Emotionalität, vermehrtes Weinen, vermehrte Glücks- oder Wutgefühle, depressive Stimmungen, Sorglosigkeit, sorgenvoll, keinerlei Gemütsveränderungen, nur sporadisch auftretend oder dauerhaft, wechselhaft oder beständig, zeitlich begrenzt oder überdauernd
  • Geruchsempfindlichkeit
    • Gerüche werden intensiver wahrgenommen, einzelne Gerüche sorgen für Übelkeit, anderes riecht auf einmal unfassbar gut, man nimmt Gerüche kaum noch wahr, auch hier kann dies nur einen Nachmittag anhalten oder sich über einen längeren Zeitraum erstrecken
  • Schmerzende oder sich verändernde Brüste
    • Die Brustwarzen sind empfindlicher, es zwickt und zwackt in der Brust, die Brüste werden größer oder kleiner, Venen treten hervor oder Brustwarzen werden dunkler und/oder heller, die Brüste werden allgemein unempfindlicher, es tritt ein Sekret aus, zeitlich unbegrenzt oder auch nur vorübergehend
  • Keinerlei Symptome
    • Alles fühlt sich wie immer an und nichts deutet auf eine körperliche Veränderung hin
  • Ziehen im Unterleib bzw. Unterleibsschmerzen und -beschwerden
    • Periodenartige Schmerzen, vollkommene Schmerzfreiheit, Rückenschmerzen, Druck im Unterbauch, Blähungen, sich aufgebläht fühlen, Verstopfungen und/oder Durchfall, ein komisches Gefühl beim Wasserlassen, ein harter Bauch, ein extrem weicher Bauch, alles wieder längerfristig oder nur kurz anhaltend
  • Blutungen
    • periodenähnlich anmutende Blutungen, minimaler rosa Ausfluss, dunkler und blutiger Ausfluss, keine Blutungen, Nasen- und Zahnfleischbluten, auch dies kann mehrere Tage andauern oder nur vereinzelt auftreten
  • Erschöpfung oder Energieschübe
    • Energiegeladen, unendlich müde, schläfrig, schlaflos, erschöpft – sowohl geistig als auch körperlich oder nur eines von beidem -, unruhig, hyperaktiv, nur in Schüben oder anhalten, an eine einzelne Tageszeit gebunden oder ständig wechselnd, tagelang anhaltend oder nur für eine Stunde

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